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Facebook veröffentlicht soziale Jobbörse „Social Jobs“

15. November 2012

Nun also ist es soweit: Wie ich im Juli unter der Überschrift Facebook wird zur Jobbörse bereits geschrieben habe, hat Facebook nun ernst gemacht und einen mehr oder weniger „eigenen“ Stellenmarkt veröffentlicht.

Konkret bedeutet dies, dass die so genannte Social Jobs App zum Start offene Stellen der altbekannten Jobbörsen wie monster, jobvite, work4labs, BranchOut und US.jobs auflistet. Insofern schuf Facebook damit in einem ersten Schritt eine Art Job-Aggregator à la indeed.com – nur mit wesentlich weniger Jobs, da sich diese auf den US-Markt beschränken.

Daher ist die Social Jobs App aus globaler, aber auch deutscher (Recruiting-/Employer Branding-) Perspektive erstmal ziemlich irrelevant, nichtsdestotrotz jedoch eine hochspannende Entwicklung. Spannend deshalb, weil Facebook mit seinen über 1 Mrd. User natürlich eine wesentlich höhere Reichweite hat als jede einzelne Jobbörse bzw. alle Jobboards zusammen. Auch der Vergleich mit Karriere-Netzwerken wie Xing bzw. LinkedIn macht das dort schlummernde Potenzial deutlich. Diese Infografik zeigt das sehr schön auf:

Social Job App on Facebook - copyright work4labs

Social Job App on Facebook – copyright work4labs

Einen guten ersten Bericht zum Release der Social Job App hat auch wired.com hierzu verfasst, und durchaus kritische Anmerkungen einfließen lassen. Gerade vor dem Hintergrund, dass einige Menschen gerade wegen der Nutzung von Facebook Probleme am Arbeitsplatz bekamen oder sogar entlassen wurden, sei ein Jobboard auf Facebook ein zweischneidiges Schwert – Stichwort „Privat vs. Beruf“. Noch seien die User daran gewöhnt, berufliche Angelegenheiten auf den etablierten Karriere-Netzwerken, z.B. LinkedIn, zu „erledigen“.

Ich bin da ehrlich gesagt weniger skeptisch, und denke, dass das schlicht ein Lernprozess für alle Beteiligten ist, was die Nutzung von vermeintlich privaten Social Networks für berufliche Zwecke anbelangt. Die Chancen, die sich aus so einer „Facebook-Jobbörse“ ergeben, sind doch bei weitem größer als die Risiken bzw. die Gefahren, dass dieses Experiment scheitert. Denn wenn Facebook gescheit ist, werde ich in Zukunft (fast) alle Jobs weltweit auf einer (!) Plattform finden, evtl. mein (berufliches) Facebook-Profil damit verbinden und mich mit einem Mausklick bewerben. Ganz zu schweigen von den Social-Features, die die Facebook-Job-App mit sich bringt: Das fängt beim schlichten In-Facebook-Sharing an, geht über Promoted-Jobs und hört bei Facebook-Karriere-Fanpage-Integrationen wahrscheinlich nicht auf.

Wie auch immer – es bleibt spannend!

Update:

Habe eben auf businessinsider.com einen Bericht zur Facebook Social Jobs App gefunden, der stark „vom Leder zieht“. Hier ein kleiner O-Ton daraus:

(…) this isn’t a serious entry into the recruiting business.

Nö, ist es sicher nicht. Hat aber keiner, nicht mal Facebook, behauptet. Ebenso ist/war jedem klar, dass deswegen LinkedIns Geschäftsmodell weder morgen noch übermorgen bar jeder Existenzberechtigung wird.

Um es hier mal in aller Deutlichkeit zu sagen: LinkedIn ist eine ganzheitliches Produkt, das mir als HRler vom reinen Job Posting über Active Search bis hin zum Company Profile samt passender Marketing-Kampagnen so ziemlich alles bietet – und mit Lösungen fürs Produktmarketing und dem Talent Brand Index sogar noch weit mehr als das. Facebooks Social Job App ist ein schlichter, kleiner Job-Aggregator für die USA, der diesbezüglich aber nicht einmal alle Jobbörsen vereint und dazu noch buggy hinsichtlich der Search Results ist.

Dennoch – es bleibt immer noch spannend :-)

Update 2
Mittlerweile ist ja schon ein richtig kleiner Shitstorm über die Facebook Social Job App gezogen, wobei die meisten (alle?) Blogs eine Sache übersehen bzw. nicht thematisieren: BewerberInnen sind noch gar nicht bereit, Facebook als Karriere-Netzwerk zu nutzen oder sich darüber gar zu bewerben!

Wie ich darauf komme? Naja, zum einen sind das meine Erfahrungen als (Ex-) Community Manager von Allianz Karriere und Allianz Careers auf Facebook. Zum anderen hat mir ein Kommentar unter dem Beitrag von t3n das nochmals deutlich vor Augen geführt. Dort ist folgendes zu finden:

Kommentar bei t3n.de

Kommentar bei t3n.de

Dass diese Bedenken, wenn überhaupt, nur zum Teil begründet sind, brauche ich hier sicher nicht weiter aufführen.

Fakt ist: Wir als Unternehmen, die Social Media aktiv und schon seit Jahren betreiben, sind unseren eigenen Kandidaten bisweilen um Meilen voraus. Um diese Lücke zu schließen, müssen wir Aufklärungsarbeit betreiben und den Zahn der Zeit als Freund begreifen. Über kurz oder lang wird eine noch tiefere Integration von Social Media Diensten in unser Real Life, die Wünsche und Verhaltensweise der Generation Y und das stärkere Zusammenwachsen des Privaten und Beruflichen dafür sorgen, dass derartige Bedenken verschwinden oder zumindest deutlich geringer werden.

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6 Kommentare leave one →
  1. 15. November 2012 9:40 pm

    Hallo,

    ganz wichtig ist die Kooperation mit BranchOut. Das sind die einzigen, die auch die Suche nach passiven Kandidaten ermöglichen, so wie es LinkedIn auch tut (allerdings nur bei 30 Millionen und nicht der Gesamtanzahl der Facebooknutzer). Ansonsten setzt Facebook vollständig auf virale Effekte, und dazu ist die Marktdurchdringung in den relevanten Altersklassen immer noch zu gering (23 Millionen in DE klingen ja erst mal ganz toll, aber wie viele nehmen die Jobsuche darüber an?).

    Im Moment aber sind die Gedanken noch sehr abstrakt, im Moment ist es ausschließlich für Amerikaner interessant (Wenn Du unter location „Germany“ eingibst, verortet das Facebook tatsächlich in Pennsylvania) und das „Veteranen“ Gedöns ist für unsere Gefilde doch auch abschreckend. Die Weiterleitung zu monsters (die noch am ehsten auch was in unseren Gefilden zu bieten hätte) endet mit einer Fehlermeldung.

    Meine ersten Gedanken

    http://linkedinsiders.wordpress.com/

    Andere Blogs sprechen schon von einem Debakel. So weit würde ich nicht gehen, aber ausgereift ist das noch lange nicht.

    lG
    Stephan

    • Dominik permalink
      16. November 2012 8:15 pm

      Hallo Stephan,

      danke für deinen Kommentar. Ich kann deine Gedanken absolut unterschreiben.
      Ich möchte dem sogar noch eine Sache hinzufügen und behaupte: Die BewerberInnen sind noch gar nicht bereit, sich über Facebook zu bewerben bzw. dieses Netzwerk als berufliches Netzwerk anzusehen. Schreibe dazu gleich noch ein Update 2 zum Blogpost.

      VG
      Dominik

      • 16. November 2012 8:39 pm

        ….unterschreibe ich auch. Mir fehlt da aber eine Datenbasis, ist mehr intuitiv.

        Schönes WE
        Stephan

  2. raum441 permalink
    16. November 2012 9:03 am

    Von der angebotenen Lösung bin ich sehr enttäuscht, das ist kein einziger Schritt vorwärts. Ein Like-Button (für Jobs) ist schon überall anders eingebunden, dafür braucht man diese Facebook-App nicht. Ein wahrer (social) Fortschritt sind Jobvorschläge auf Basis von Profilangaben/ Freunde, Anzeige von Freunden die bei dem ausschreibenden Unternehmen arbeiten oder die in der Nähe des Jobs wohnen – da gäbe es noch viel mehr Möglichkeiten (wie es sie auch in branchout, beknown u.a. schon gibt).

    Jetzt müssen wir wohl doch noch eine Weile auf die Konvergenz von Arbeits(such)welt und Social in Facebook warten.

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